Schlechtes Honigjahr macht Schlagzeilen

Die Berichterstattung in den Medien wird manchmal durch Zufälle ausgelöst. In der vergangenen Woche berichteten zahlreiche Medien darüber, dass dieses Jahr für die meisten Imkerinnen und Imker ein sehr schlechtes Honigjahr ist. Am Anfang dieser Serie stand ein Radiobeitrag im Espresso   von SRF vom Montag, 5. Juli. Die Journalistin Nicole Roos wollte Honig kaufen gehen und erfuhr von ihrem Imker, dass es derzeit keinen Honig gibt. Sie erhielt anschliessend von den Vertretern von BienenSchweiz die Bestätigung und es entstand der erwähnte Beitrag im Magazin Espresso. Aus dem Radiobeitrag erstellte dann die Redaktion von 20 Minuten innert Kürze einen online-Artikel  . Die NZZ   zog nach, wobei der Journalist Robin Schwarzenbach noch weiter recherchierte und den Honigverarbeiter Narimpex und die Migros kontaktierte. Deshalb wissen wir, dass auch im Ausland die Honigernten teilweise schlecht ausfallen werden. Weitere Zeitungen wie der Blick   berichteten über die schlechte Honigernte im Tessin. Und in den Ostschweizer Zeitungen   von CH-Media wurde ein breit aufbereiteter Artikel mit einem Porträt des Imkerpaars August und Cecile Brunner aus Züberwangen publiziert, bei dem auch die ausfallende Honigernte der «Aufhänger» war. 

 

Medienbeiträge fördern Bienenwissen 

Natürlich wären wir Imkerinnen und Imker lieber mit positiveren Nachrichten als mit dem absehbar schlechten Honigjahr in den Medien präsent. Einen grossen Vorteil bietet die Berichterstattung trotzdem: Die Medien erklären Zusammenhänge und vermitteln Wissen. Für die Verantwortlichen von BienenSchweiz, welche Red und Antwort stehen, stellt dies allerdings auch einen grossen zeitlichen Aufwand dar. Wenige Journalistinnen und Journalisten haben besondere Vorkenntnisse im Bereich Bienen, weshalb vorab in längeren Gesprächen Grundwissen über die Imkerei und die Biologie der Biene vermittelt werden muss. Nur schon den Unterschied zwischen Blüten- und Waldhonig kennen die wenigsten Medienvertreter.

 

Warum ein schlechtes Honigjahr nicht ungewöhnlich ist 

Schlechte Honigjahre sind grundsätzlich nichts Aussergewöhnliches und kommen immer wieder vor, wie letztes Mal im 2019  . Die Ernte von Blütenhonig im Frühling und Vorsommer hängt vom geeigneten Flugwetter für die Bienen zum Blühzeitpunkt der Pflanzen ab, welche gute Nektarerzeuger sind. Dazu gehören die diversen Obstbäume, der Löwenzahn, der Raps und viele mehr. Kühle Temperaturen, regnerisches Wetter oder viel Wind wie im 2021 hindern die Honigbienen an ihrem Sammelflug. Aber auch wenn gutes Flugwetter herrscht, dürfen die Böden nicht zu trocken sein. Denn der Nektar als Grundstoff, der den Bienen für die Erzeugung von Honig dient, ist eine Flüssigkeit und bei trockenen Böden produzieren die Pflanzen entsprechend weniger Nektar. 

Ob die Bienen sogenannten Waldhonig gewinnen können, kann man auch nicht zuverlässig voraussagen. Die Faktoren, welche das Wachstum der Populationen von Honigtauerzeugern (Rinden- und Napfschildläuse) beeinflussen, sind teilweise bekannt. Aber das Zusammenspiel der Faktoren, welches zu guten Blatthonigjahren führt, ist sehr komplex . Sicher ist, dass wenn es im Sommer aus Kübeln regnet oder gar hagelt, die Honigtauerzeuger von den Bäumen und Tannen gespült werden. Die definitive Beurteilung des Honigjahres 2021 in der Schweiz mit entsprechenden Mengenangaben pro Region wird apisuisse, der Dachverband der Schweizerischen Bienenzüchtervereine, nach einer Umfrage bei den Imkerinnen und Imkern  per Ende Oktober publizieren. 

 

Existenzgefährdend für Berufsimker

Weil sehr viele Faktoren zusammen spielen müssen, damit gute Honigerträge erzielt werden, ist es denn auch kein Wunder, dass in der Schweiz nur wenige Imkerinnen oder Imker haupt- oder nebenberuflich tätig und damit vom Honigertrag abhängig sind. Das unternehmerische Risiko ist sehr gross und Ausfälle nicht versicherbar. In Jahren wie dem heurigen fällt nicht nur der Honigertrag fast gänzlich aus, die Imkerinnen und Imker haben sogar Zusatzkosten, weil die Bienen gefüttert werden müssen. Für die Mehrheit der Imkerinnen und Imker ist diese Situation sehr unschön, aber nicht ganz aussergewöhnlich; für Berufsimker können solche Jahre wie 2021 jedoch existenzgefährdend sein. 

Dass die Wetterbedingungen auch auf die wichtige Bestäubungsleistung der Bienen bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen eine hohe Auswirkung haben, wird vielfach unterschätzt. Mit dem Einsatz für ein vielfältiges Blühangebot über die ganze Vegetationsperiode können wir alle bessere Voraussetzungen schaffen, dass den Wild- und Honigbienen ein ausreichendes Nektar- und Pollenangebot in naher Umgebung zur Verfügung steht. Um dieses Wissen und die Umsetzung zu fördern bietet BienenSchweiz seit 2021 sogenannte Kurse Bienenschutz   an, die sich an interessierte Privatpersonen und Berufsleute wenden.